S. Ritter-Lutz: Kirche und Schloss Köniz

Cover
Titel
Kirche und Schloss Köniz.


Autor(en)
Ritter-Lutz, Susanne
Reihe
Schweizerischer Kunstführer GSK 910
Erschienen
Bern 2012: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte - GSK
Anzahl Seiten
44 S.
Preis
URL
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Johannes Stückelberger

Das Ensemble von Kirche und Schloss im Zentrum von Köniz gehört zu den bedeutenderen Kulturdenkmälern des Kantons Bern. Dazu liegt nun in der Reihe der Schweizerischen Kunstführer eine hervorragende Publikation vor. Die Geschichte von Köniz ist im 13. Jahrhundert eng mit derjenigen der jungen Stadt Bern verknüpft. Köniz, wo damals Augustiner Chorherren amteten, war die Mutterpfarrei von Bern. Erst gegen Ende des Jahrhunderts erhielt die Stadt eine eigenständige Stadtpfarrei. 1243 ging das Anwesen an den Deutschen Orden über, der nördlich der Kirche ein mehrgeschossiges Ritterhaus errichtete, das im Lauf der Zeit mehrere Anbauten erhielt. Östlich der Kirche erstreckt sich ein grosser Wirtschaftshof, der ebenfalls auf die Deutschritter zurückgeht. Die dreiteilige Gebäudegruppe ist in der Verbindung von Kloster und Burg in Form eines luxuriös-repräsentativen Adelswohnsitzes ein repräsentatives Beispiel einer Deutschordenskommende. 1729 ging das Ensemble an den Staat Bern über.

Der älteste noch erhaltene Teil der Kirche ist das um 1100 entstandene romanische Schiff, das im 13. Jahrhundert nach Westen verlängert wurde. Der später, um 1320 errichtete gotische Hochchor überragt im Äussern das Kirchenschiff. Der Innenraum ist durch das viele Holz (Bänke, Kanzel, Chorgestühl, Rückentäfer, Westempore, Seitenempore und Decke) dunkel, strahlt aber eine warme Atmosphäre aus. An besonders wertvollen Ausstattungselementen sind neben Kanzel, Abendmahlstisch, Taufstein und Orgel die Chorfenster, die Wandmalereien sowie die Leistendecke des Schiffs zu nennen.

Vom mittelalterlichen Glasgemäldezyklus, der wenige Jahre nach demjenigen
von Königsfelden entstanden ist, sind noch anderthalb Fenster erhalten mit ganzfigurigen Darstellungen der Apostel Johannes, Bartholomäus und Jakobus. Die grazile Haltung der Figuren, die grossen Köpfe, die reich drapierten Gewänder, die Gestik, die Haartracht, die Buntheit geben diesen Fenstern eine Anmut, die ihresgleichen sucht. Von der ursprünglichen Chorausmalung sind nur die am besten erhaltenen Fragmente freigelegt, mit Darstellungen von Petrus, Paulus, Elisabeth von Thüringen, Maria Magdalena, Antonius und eines Deutschordensritters. Von hervorragender Qualität ist auch die spätgotische Holzdecke über dem Schiff. Deren Mittelleiste weist eine Bemalung mit neun Heiligenfiguren auf, die Querleisten sowie die Bänder am Übergang von der Decke zur Wand schmücken gemalte und geschnitzte Ornamentfriese.

Das Kapitel über das Schloss bietet neben einer Beschreibung des heutigen Zustandes auch Informationen zu den zahlreichen Veränderungen, die der Bau infolge wechselnder Nutzungen erfahren hat. Darüber hinaus vermittelt es mithilfe mehrerer Konstruktionszeichnungen eine Vorstellung, wie das Innere ursprünglich aussah. Wie das Ritterhaus war auch der Wirtschaftshof im Mittelalter von einer Mauer umgeben. Von den heute bestehenden vier Gebäuden stammen zwei (Haberhaus und Kornhaus) aus der Zeit der Deutschritter, die anderen zwei (Grosse Scheune und Rossstall) aus dem 19. Jahrhundert. Bis 1996 gehörten Schloss und Wirtschaftsgebäude dem Kanton Bern, der diese nach der Übernahme von den Deutschrittern unterschiedlich nutzte, zunächst als Landvogtei, später als Anstalt für wechselnde Insassen, zuletzt als Mädchenheim. Heute gehören Schloss, Waschhaus und Pfarrhaus der Evangelisch- reformierten Kirchgemeinde, die Gebäude des Wirtschaftshofes sind im Besitz der Einwohnergemeinde. Die Anlage dient als Kultur- und Begegnungszentrum der Gemeinde Köniz.

Zitierweise:
Johannes Stückelberger: Rezension zu: Ritter-Lutz, Susanne, in Zusammenarbeit mit Armand Baeriswyl und Daniel Gutscher: Kirche und Schloss Köniz. (= Schweizerischer Kunstführer GSK 910). Bern: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte GSK 2012. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 78 Nr. 1, 2016, S. 124-125.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 78 Nr. 1, 2016, S. 124-125.

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